Erfahrungsbericht Praktikum in Sokolov (Tschechien) 2021

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Mein Praktikum an der ZŠ Sokolov vom 21.09.-11.10.2021
Mein Name ist Susanne Enhuber, ich komme aus der Region Nürnberg und studiere seit 2
Jahren Lehramt an Mittelschulen (die Mittelschule in Deutschland, anders als in Tschechien,
bezeichnet die Klassen 5 bis 10). Meine Unterrichtsfächer werden Mathematik, Kunst,
Wirtschaft und auch Deutsch als Zweitsprache sein. Für mein Studium muss ich verschiedene
Praktika absolvieren, so auch ein 3-wöchiges Blockpraktikum für mein Fach Deutsch als
Zweitsprache.
Seit langem schon wollte ich mehr über mein nächstes Nachbarland Tschechien erfahren –
den meisten in meinem Bekanntenkreis ist nur Prag ein Begriff, aber das kann ja wohl nicht
alles sein? So habe ich mich sehr gefreut, als ich eine Zusage für ein Praktikum an der
Grundschule Sokolov mit erweitertem Sprachunterricht bekommen habe, zumal alles zeitlich
etwas kurzfristig war. Über den Sommer hinweg wurde für mich von der Schule alles
organisiert. Das bedeutet eine Unterkunft, das Programm für die Unterrichtsstunden in der
Schule und auch das Programm für meine Freizeit, um die Region Karlsbad, in der Sokolov
liegt, bestmöglich kennenzulernen. Ich war von Anfang an beeindruckt von der Mühe, die
sich seitens der Schule, vor allem von der Leiterin der Deutschabteilung, Taťána Pohořalová,
gegeben wurde. Dadurch habe ich mich sehr willkommen gefühlt und mich sehr auf das
Praktikum gefreut.
Ich wurde also am Tag meiner Ankunft herzlich von Frau Pohořalová und Frau Navrátilová,
die meine Unterkunft organisiert hat, am Bahnhof empfangen und zu meiner Unterkunft
begleitet. Es war ein einfaches, möbliertes Apartment, mit allem was man braucht, und nur
1,5km von der Schule bzw. Zentrum entfernt. So konnte ich jeden Tag zur Schule laufen, mit
Einkaufmöglichkeiten auf dem Weg.
Am nächsten Tag war mein erster Schultag, und auch hier wurde ich von der gesamten
Deutschabteilung und der Schulleiterin Frau Šišková herzlich empfangen. Sichtlich waren alle
erfreut, dass eine Muttersprachlerin kommt, und sie ihr Deutsch mal wieder richtig erproben
können. Hier sei angemerkt, dass wirklich alle Deutschlehrerinnen, die ich getroffen
habe, sehr gutes Deutsch sprechen, und die Kinder, die Deutsch an der ZŠ Sokolov lernen,
gut aufgehoben sind.
Ja, und so begann mein eigentlicher Auftrag: die Lehrerinnen (ja, alle Deutschlehrer an der
Schule sind weiblich!) beim Unterricht zu unterstützen. Im Verlauf der 3 Wochen besuchte
ich so gut wie alle Deutschklassen und -gruppen von der 6A bis zur 9C. Jede Klasse wird im
Sprachunterricht nach Möglichkeit in etwa 10 Personen große Gruppen geteilt, mal mehr,
mal weniger. Bei den Anfängern konnte ich mit der ersten Aussprache helfen, mit den
Älteren konnten wir schon kleine Konversationen führen und uns zum Beispiel über Hobbies,
Lieblingsessen und Wohnort unterhalten.
In der letzten Woche habe ich auch selbst zwei Unterrichtsstunden gegeben, einmal in der
9C zum Thema Ferien, und dann in der 6B zum Thema Zahlen. Die SchülerInnen sind sehr
freundlich und haben mich bei meinem Versuch insofern unterstützt, dass sie brav
mitgemacht haben. Danke schön dafür! Ich hoffe, sie konnten etwas von mir lernen, mir
hat es jedenfalls viel Spaß gemacht.
Des Weiteren habe ich für 4 fortgeschrittenere Klassen der 8. und 9. Jahrgangsstufe eine
Präsentation über Kolumbien in Deutsch gehalten, da mich privat viel mit Kolumbien
verbindet und ich 3mal in dem Land zu Besuch war. Auch das hat mir Spaß gemacht, die
SchülerInnen wirkten sehr interessiert, und ich hoffe ich konnte zeigen, wie schön und
aufregend das Land ist trotz all seiner Probleme. Ich denke, sie haben viel verstanden,
obwohl es auf Deutsch war!
Ich war auch einen ganzen Tag in der Englischabteilung, zweimal jeweils im Mathe- und
Spanischunterricht und konnte so auch mal die kleineren Schulkinder sehen und einen
Eindruck von anderen Abteilungen gewinnen. Ein besonderes Ereignis war die Musikstunde
bei Frau Mokrá in der 6B – wir haben zusammen Rhythmusübungen gemacht und
anschließend durften wir ihr beim Bratschespiel zuhören, sie hat extra ein paar Stücke
vorbereitet. Vielen Dank an alle beteiligten LehrerInnen!
Einen schönen Nachmittag hatte ich auch, als ich den schulischen Hort besuchen durfte. Dort
sind Kinder bis zur 4.Klasse. Wir haben zusammen Kerzen aus Bienenwachs gemacht, das
war eine schöne Arbeit. Vielen Dank an den Hort!
Bis zum Schluss ist mein Eindruck von der Schule ein sehr positiver, die Atmosphäre ist trotz
des hektischen Alltags sehr freundlich, ich merke, wie sich die Schule um ihre Schulkinder gut
kümmern möchte.
Genauso, wie sie sich um mich gekümmert hat: Neben der Planung der Schulzeit hat die
Deutschabteilung und die Schulleiterin mir für viele Nachmittage und die Wochenenden ein
Programm vorbereitet, sodass ich mich sicher nicht allein fühle und die schöne Gegend
kennenlerne. Ich habe zunächst die Stadt Sokolov besichtigt und wurde mit einem
Willkommensabendessen in einem lokalen Restaurant von Englisch- und DeutschlehrerInnen
begrüßt. Am ersten Wochenende durfte ich die berühmte Burg Loket kennenlernen, sowie
das Schloss Bečov und den außergewöhnlichen Maurusschrein. Außerdem war ich in
Franzesbad und in Eger, wo wir auch das heilende Wasser probiert haben. Stets begleitet
von gutem Wetter und sehr lieben Menschen! Am Montagnachmittag hat mich Herr Bielko,
der Sportlehrer, auf dem Fahrrad begleitet und mir den Medard-See gezeigt. Am Feiertag,
dem 28.09., waren wir in Joachimsthal und auf dem Keilberg, hier habe ich viel über die
Geschichte des Erzgebirges gelernt. Am zweiten Wochenende haben wir mit der Klasse 7B
und ein paar Lehrern das Erzbergwerk Hieronymus besichtigt, das zurzeit noch für die
Öffentlichkeit zugänglicher gemacht wird. Das fand ich besonders spannend! Anschließend
waren wir noch auf dem Aussichtsturm bei Krásno, der einen spektakulären Blick in die
Gegend bietet. Einen ganzen Tag war ich mit Frau Kučerová, die jahrelang in Prag lebte, in
der Hauptstadt unterwegs. Wir hatten dort einen schönen Tag verbracht, die Altstadt und
die Burg besichtigt. Natürlich durften nicht die bekannten Kurorte Marienbad und Karlsbad
fehlen, in Marienbad und dem Miniaturpark Bohemia wurde ich wieder von SchülerInnen
aus verschiedenen Jahrgängen begleitet. In Karlsbad war ich mit 2 Kolleginnen, und wir
haben die schöne Innenstadt, die Aussicht und das den strahlend blauen Himmel genossen.
Selbstverständlich wurde ich auch kulinarisch in die Kultur Böhmens eingeführt: ich durfte
panierten Käse, Gulasch, Knödel aller Art, Kraut, Wildente und Oblaten probieren. Ich
glaube, besser, authentischer und eindrucksvoller hätte ich die Region Karlsbad, das
Dreibädereck um den Fluss Eger, niemals kennengelernt.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich für all das gebührend danken kann! Es war ein
wunderbares Praktikum, ich habe in der Schule viel gesehen und gelernt, und ich hatte auch
außerhalb der Schule eine sehr schöne Zeit.
Mein herzlicher Dank geht an alle beteiligten LehrerInnen, insbesondere Taťána Pohořalová
und Petra Šišková, da sie maßgeblich an der Ermöglichung des Praktikums beteiligt waren
und zudem eine teilweise Finanzierung meines Aufenthalts über den Deutsch-Tschechischen
Zukunftfonds beantragt haben. Dem Zukunftfonds möchte ich an dieser Stelle natürlich auch
danken!
Ich werde die Region Karlsbad und die ZŠ Sokolov in bester Erinnerung behalten und hoffe,
sie wieder besuchen zu können!
Dĕkuji pĕknĕ, na shledanou!
Susanne Enhuber

Danke an:
Deutsch-tschechischer Zukunftfonds
Petra Šišková, Schulleiterin
Taťána Pohořalová, Leiterin der Deutschabteilung
Frau Zímová, Frau Kučerová, Frau Bulínová, Frau Červenková (und ihrer Familie) und Frau
Grechová aus der Deutschabteilung
Frau Cooper, Frau Musilová, Frau Navrátilová, Frau Boženková, Herrn Fleming und Herrn
Cooper aus der Englisch- und Spanischabteilung
Frau Mokrá, Herrn Mentlík, Herrn Bielko, Herrn Rund und Frau Krejzová aus dem Rest des
Hauses
und nicht zuletzt allen Schülern und Schülerinnen der ZŠ Sokolov
für die herzliche Aufnahme an der Schule, die schöne Zeit in der Schule und auf den
Ausflügen. Vielen Dank, dass ihr euch so viel Zeit für mich genommen habt!